"Aber wie kommen wir an den Schlüssel ran?" Chrigel schwieg. Er hatte sich bis ins letzte Detail vorbereitet. Es konnte nichts schiefgehen.
"Wir müssen diesen Zwick nur neugierig machen. Dann macht der alles freiwillig mit. Ich sage dir, das ist ein richtiger Zwick!"
Der Harder Guscht lachte verhalten. Irgendwie wirkte ihm Chrigels Idee suspekt. Mit einer derart lockeren Zunge hatte er ihn noch nie reden gehört. Doch die Stimmung war ihm zu gut, als dass er misstrauisch hätte werden können.

Er erinnert sich, wie es in der Beiz im Dorf am Abend vor dem Sonntagsgottesdienst früher jeweils zu und her gegangen war. Angeheitert standen sie auf den Bänken und Stühlen und bereiteten sich theatralisch auf den anstehenden Betgang vor. Jedesmal wurde auf die Engländer angestossen, welche einen solch wundersamen Wortschatz besassen, der sich auf so elegante Art und Weise mit den einheimischen Wörtern kombinieren liess. Als 'Schellen-Nursli' bemühten sie sich, sich erhaben am Sack haltend und ohne mit der Wimper zu zucken, den Segen zu sprechen.
Dieses Ritual hielt sich recht lange, so lange, bis die Kirchenvorsteherschaft intervenierte. Plötzlich war von obszönen Szenen die Rede, welche sich im 'Gämsli' abgespielt haben sollen. Im Gottesdienst standen die Kirchendiener dann hochheilig neben dem verunsicherten Pfarrer und sprachen sehr ernst von Achtsamkeit vor dem Glauben und Respekt gegenüber der christlichen Lehre. Seither war es im 'Gämsli' nie mehr so lustig.
Jetzt war der Pfarrer pensioniert und über die Geschichten von damals wurde nicht mehr gesprochen.

Der Guscht ist nachdenklich geworden. Hatte er dem Chrigel einmal zu oft Unrecht getan? Weshalb kommt der jetzt plötzlich mit den alten Geschichten? Ganz geheuer war ihm nicht.
Hätte er nicht selber so einiges mit dem Pfarrer erlebt, wäre er jetzt nicht mit dem Chrigel auf dem Weg zu ebendiesem.
Der Harder versuchte seine Unsicherheit zu verbergen und setzte noch einen obendrauf: "Es wird gemunkelt, dass der Zwick richtige Frauenkleider habe, die er sich heimlich anziehe. Heute noch. Ich meine jetzt nicht das Messgewand."


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